Ich fange einfach an … Ich übe Zuversicht. Pessimisten üben nicht. Sie sagen stets „Nein“ und verharren in ihren Bedenken, die Lage erscheint ihnen aussichts- und jedes Tun sinnlos. Optimisten dagegen bejahen das Leben, sie erkennen (auch) das Problem, verändern aber ihre Sicht darauf und machen es so zur Chance. Auf diese Weise erhalten sie ihre Tatkraft. Sie bleiben bei sich und vertrauen ihren Fähigkeiten und Gestaltungsmöglichkeiten. Die Vorteile dieser Weltsicht sind enorm: Sie zeigt Wege auf, verleiht Energie, die Wege zu gehen, macht lebendiger und – wie Forscher in den USA in einer über 15 Jahre laufenden Studie mit mehr als 100.000 Menschen festgestellt haben – glücklicher und gesünder. Das Beste daran ist: Zuversicht kann man lernen.
Ich sage Zuversicht, weil ich das Wort Optimismus nicht mag. Optimismus stammt vom perfektionistischen „optimum“ und hat am Ende ein „mus“, das wie ein „Muss“ klingt. Optimismus ist ein bildleeres Wort, ein Theoretikerwort, geprägt von Philosophen des 18. Jahrhunderts. Heute ist es ein oft gebrauchtes Wort – allerdings mit Missklang. Es tönt nach rosaroter Brille; nach im Stuhlkreis gemurmeltem „Ich denke jetzt mal positiv, dann klappt´s!“; nach einem Lach-einfach-alles-weg!-Imperativ.
Zuversicht ist ein schönes Wort. Es hat ein „zu“ – das Mehrwert verspricht, ein „ver“ – das an menschliches (Ver)Irren erinnert, und eine mögliche „Sicht“ – die eine Chance bietet und kein Muss ist. Zuversicht beinhaltet Gewinn, eigene Entscheidung, das Wissen um das Scheiternkönnen, Gelassenheit und heitere Melancholie, die uns trotz allem lächelnd etwas tun lässt. Zuversicht klingt nicht nur nach Weisheit, Humor, Mut, Tatkraft und Würde, sie bringt auch alle diese kraftspendenden Eigenschaften mit sich. Wer von Zuversicht erfüllt ist, hat die Erkenntnis, dass die Welt traurig sein kann, und zugleich die Erfahrung, dass man nicht jeden Tag neu darüber erschrecken muss. Pessimisten bleiben bei der Erkenntnis stehen. Doch sie hilft ihnen nicht weiter. Sie zieht hinunter und lässt sie erstarren. Zuversichtliche wollen neue Erfahrungen machen, sie probieren aus, packen Probleme an und erfahren dabei, dass man sie lösen kann, dass dadurch alles sich ändert, dass alles im Fluss ist, und so auch sie im Fluss bleiben.
Wenn alles sich ändert – so die These – können auch Pessimisten etwas ändern. Der Rat: Lernen Sie Zuversicht. Regel Nr. 1: Nicht jammern, wenn die Lage schlecht ist. Das lähmt die Energie und macht einsam. Regel Nr. 2: Keine Grübeleien über die Frage „Warum ist das passiert?“ Fragen Sie besser „Wozu?“. Regel Nr. 3: Leben Sie in der Gegenwart. Vergangenheit und Zukunft können Sie nicht beeinflussen, wohl aber das Hier und Jetzt. Regel Nr. 4: Nutzen Sie die schlechte Lage als Ausgangspunkt, neue Wege zu gehen. Fragen Sie „Wie ist etwas möglich?“. Und machen Sie dann das Beste daraus! Sollten Sie scheitern, dann lächeln Sie sich zu und beginnen bei Regel Nr. 1.